Viktor Emil Frankl
Der Wiener Psychiater und Neurologen Viktor Emil Frankl ist Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, die auch als die Dritte Wiener Schule der Psychotherapie gilt.
Sein Buch "… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager" gilt als sein bekanntestes Werk und erzählt von den Ereignissen, die er in den Konzentrationslagern im zweiten Weltkrieg erlebt hat.
Kurzbiografie von Viktor Frankl
Viktor Emil Frankl wurde 1905 in Wien geboren und er zeigte bereits als Gymnasiast großes Interesse an Psychologie und naturphilosophischen Auseinandersetzungen. Zu dieser Zeit stand er in regelmäßiger brieflicher Korrespondenz mit Sigmund Freud. Dies führte auch dazu, dass Freud ein Manuskript, das Frankl an ihn sendete, in der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse veröffentlichte. Später schloss sich Frankl der Vereinigung der Individualpsychologie von Alfred Adler an, wurde jedoch als junger Student aufgrund seiner unorthodoxen Ansichten von Adler persönlich wieder ausgeschlossen.
Frankl studierte Medizin an der Universität Wien und arbeitete persönlich an Aufsätzen und Vorträgen, die die Sinn- und Wertproblematik erläuterten. 1926 verwendete er bei einem öffentlichen Vortrag das erste Mal den Begriff der Logotherapie als sinnzentrierten Ansatz in der Psychotherapie. Neben diesen Tätigkeiten organisierte er Jugendberatungsstellen. Nach seiner Promotion begann er seine Arbeit in der Wiener Neurologischen Klinik Maria Theresien-Schlössl und übernahm ab 1933 die Leitung im sogenannten Selbstmörderinnen Pavillon im Psychiatrischen Krankenhaus am Steinhof Wien.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verlor Frankl seine eigene Praxis und wurde ab 1940 Leiter der Neurologischen Station am Rothschild-Spital, in dem nur jüdische Patientinnen/Patienten betreut wurden. Hier gelang es ihm auch, durch falsche Diagnosen, einige zu Behandelnde vor dem Tod zu bewahren. Im Rothschild-Spital lernte er auch Tilly Grosser kennen, die er heiratete und gemeinsam mit ihr und seinen Eltern im September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Auch im Ghetto kümmerte sich Viktor Frankl um die psychologische Betreuung der Menschen. 1944 wurde Frankl nach Auschwitz deportiert und später in weitere Nebenlager von Dachau verlegt. Am 27.4.1945 wurde Frankl von den US-Truppen befreit und erfuhr über das Schicksal seiner Familie. Sie alle waren tot.
Die Geschehnisse und Erinnerungen an die Zeit im Konzentrationslager hielt er in dem Buch "…trotzdem Ja zum Leben sagen" fest und dieses gilt bis heute als eines der meistverkauften Bücher der Welt. Frankl kehrte nach Wien zurück, wurde Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik und schrieb die "Ärztliche Seelsorge" das sein Standardwerk zur Logotherapie und Existenzanalyse werden sollte. 1947 heiratete er Eleanore Schwindt, die er im Krankenhaus kennenlernte. Kurz nach der Hochzeit kam deren gemeinsame Tochter zur Welt. In der darauffolgenden Zeit erschienen weitere Bücher zur Logotherapie und Existenzanalyse und Frankl wurde ein weltweit gefragter Vortragender und Redner.
1955 wurde Viktor Frankl zum Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien. Es folgten weitere Gastprofessuren an der Harvard University und an den Universitäten in Dallas und Pittsburgh. In Berkeley, Kalifornien an der U.S. International University wurde für ihn eine eigene Professur und ein Institut für Logotherapie errichtet. Insgesamt wurden ihm bis zu seinem Tod 29 Ehrendoktorate von Universitäten aus aller Welt verliehen. 1997 starb Viktor Frankl zweiundneunzigjährig in Wien infolge einer Herzoperation. Sein Werk der Logotherapie und Existenzanalyse umfasst 32 Bücher, zahlreiche Übersetzungen, Vorträge, Film- und Radiobeiträge und vieles mehr.
Quellen und Literatur:
- Batthyany, A. (Hrsg.), Biller, K. & Fizzotti, E. (2005). Viktor E. Frankl. Gesammelte Werke. Band 1. Wien: Böhlau Verlag.
- Frankl, V. E. (2017a). Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse. München: dtv Verlagsgesellschaft.
- Frankl, V. E. (2018). …trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. München: Kösel-Verlag.